Schluchsee – Anziehungspunkt zum Usertreffen 2015
Über 60 Teilnehmer zählte das 14. Usertreffen, das in Schluchsee am Schluchsee über die Bühne ging – lebenslustig, erfolgreich, unterhaltsam, informativ und viel zu schnell – wie immer eben.
Unterkunft und Tagungsort war das Landhotel Hirschen in Fischbach, ein typisches Gasthaus im Scharzwaldstil. Die Hotelterrasse bot Platz und Gelegenheit zum freudigen Wiedersehen und zum Schwätze, schwätze, schwätze wie die Badener sagen. Diese abendliche Tradition des Erzählens, des Erfahrungsaustausches und des Kennenlernens begann diesmal schon am Donnerstag, unterstützt und gefördert durch die kulinarische Vielfalt des Hotels Hirschen und besonders seiner Getränkekarte.
Gewissermaßen Glück im Unglück hatten die Teilnehmer, die am Freitag zur Dialyse mussten. Es war Organisator Herbert Mayer (hemago) nämlich tatsächlich gelungen, alle zusammen in einem Zentrum in einer Schicht unterzubringen, das gab es bisher noch nicht. Ein herzlicher Dank an die Dialysestation Titisee – Neustadt.
Am Freitagnachmittag fand dann noch die Mitgliederversammlung des Fördervereins nierenpatienten-online statt. Seit Gründung dieses Vereins gelingen Organisation und Durchführung der Usertreffen immer besser. Vor allem klappt der Erfahrungsaustausch zwischen den unterschiedlich Betroffenen hervorragend. Vom Peritonealdialysepatienten und Hämodialysepatienten über Transplantierte und Lebendspender bis zu Angehörigen und Dialyseschwester reichte diesmal die Spanne. Nicht zu vergessen die informativen Referate, die bei den Gesprächsrunden immer wieder Thema waren.
Der offizielle Teil des Treffens begann am Freitagnachmittag mit einem dicken Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Begrüßung und Vorstellung des Ablaufs des Treffens durch den Organisator hemago.
Der Abend bei badischem Schäufele stand wie stets im Zeichen des Wiedersehens und der schnellen Integration der Erstteilnehmer, die ersten Erfahrungen wurden ausgetauscht, neue Medikamente besprochen, Neuigkeiten bei den unterschiedlichen Krankheitsverläufen erörtert. Natürlich nahmen die Themen „Transplantationsskandal“, der Rückgang bei der Organspende und die tlw. sensationell aufgebauschten Medienberichte breiten Raum ein.
Der Samstag stand im Zeichen Hochschwarzwald. Mit einem Reisebus und einem Kleinbus (Dank an didi für den exzellenten Fahrdienst) fuhren wir morgens los. Über Schluchsee kamen wir nach halbstündiger Fahrt nach St. Blasien. Halt auf dem Domplatz und Besichtigung des Doms.
Von außen erschien der Dom als Kuppelbau schon ausgefallen, mit seinem weißen Marmor im Innern aber machte er einfach sprachlos, einfach monumental. Das hätte man im beschaulichen Schwarzwald so nicht erwartet. Das I-Tüpfelchen war es dann, dass nach der Besichtigung auf dem Domplatz eine Gruppe Oldtimer vorfuhr und Begeisterung hervorrief (hemago wie hast Du das organisiert?).
Nächste Station war der Resenhof, ein Schwarzwaldhaus- und Holzschneflermuseum. Der Resenhof wurde 1789 gebaut und bis 1976 bewohnt. Hier kann man sehen und erleben, wie ein Bauernhaus im Südschwarzwald früher eingerichtet war und wie Feld und Wald, Haus und Hof einst bewirtschaftet wurden. Die kargen Erträge der Landwirtschaft mussten durch Schnefeln (= Holz bearbeiten) auf gebessert werden. In dem alten Bauernhaus konnte man die Gerätschaften für Kübler, Schachtelmacher, Löffelmacher oder Drechsel bewundern. Schon „echt krass“ der Widerspruch dieses ärmlichen Lebens zur Pracht in St. Blasien.
Weiter ging es mit Bus und Kleinbus die Berge rauf und runter und immer wieder und wieder um die Kurven. Hier lernte auch der letzte unserer Flachlandtiroler aus den nördlicheren Landesteilen, was eine Haarnadelkurve ist. Und trotz der sehr gefühlvollen Fahrweise des Busfahrers stieg man gerne wieder aus.
Bergauf ging es für uns dagegen am Belchen. Mit gelben Gondeln wurden die Höhenmeter schwebend überwunden. Nicht alle wollten, aber alle kamen oben an.
Die Belohnung war ein grandioser Rundblick, der in der Ferne sogar die Alpen erahnen ließ. Eine leckere Brotzeit vor sich, ein Rothausbier neben sich und diese Landschaft auf Augen, da hätte man den ganzen Nachmittag so sitzen können.
Aber es ging wieder weiter, denn es stand noch ein Ziel auf dem Programm, die Todtnauer Wasserfälle. Je nach Kondition beließen es einige beim Spaziergang zum Grund dieser Fälle, während andere bis fast ganz nach oben kletterten. Beeindruckend war es für alle. Danach waren aber auch alle ermattet, es ging zurück in den Hirschen – eine Stunde Zeit fürs Frischmachen!
Traditionell wurde am Abend ein rustikales Buffet aufgebaut, das einen guten Zuspruch fand. An den Tischen wurde lebhaft gesprochen, man hatte den Eindruck, dass sich alle schon lange kannten und alle mit eingebunden waren.
Organisator und Vorsitzender des Fördervereins nierenpatienten-online, Herbert Mayer, bedankte sich bei allen Teilnehmer und zeigte sich erfreut sich über den großen Zuspruch zum 14. Treffen. Dafür gab es ebenfalls Beifall und ein kleines Dankeschön der Truppe. Die Teilnehmer beschlossen das nächste Treffen für 2016, Thomas alias reddog wird nach Würzburg einladen. Und Hausmeisterin Tina setzte noch einen drauf, denn 2017 zum 20. Geburtstag von dialyse-online.de geht es wieder nach Aachen.
Der abschließende Sonntag hielt dann nochmals einen Höhepunkt bereit, nämlich den Vortrag von Dr. Günter Kirste. Der Transplantationmediziner (Freiburg) und von 2005 bis 2013 Vorstandsmitglied der Deutschen Stiftung Organspende hatte interessante Daten und Fakten zum Thema „Organspende in Deutschland“ im Gepäck. Immer noch liegt die Zahl der Empfänger auf der Warteliste bei 12000, aber immer mehr werden erst gar nicht mehr gemeldet, weil die Wartezeiten auf eine Niere bei 9-10 Jahren liegen. Der schwere Einbruch durch den „Organspendeskandal“ ist augenfällig. Besonders ärgert Kirste dabei, dass es ja kein Organ-Spende- sondern ein Organ-Verteilungs-Skandal ist. Dabei ist die Geschichte der Transplantationsmedizin eine absolute Erfolgsgeschichte der Medizin. Ein einzelner Spender ermöglicht durchschnittlich 30,8 Lebensjahre.
Die Bevölkerung, so Dr. Kirste, ist dennoch weiterhin spendenbereit, aber es mangelt an der Meldung der Krankenhäuser, also an Transplantationsbeauftragten. Einen solchen sollte es in jedem Krankenhaus geben, aber so ausgestattet, dass dieses Amt nicht noch obendrauf oder nebenbei erledigt werden muss, sondern mit zusätzlicher Ausbildung und Kompetenz eben auch erfolgreich.
Der Blick des Referenten ging auch in andere Länder, wo viel konsequenter und erfolgreicher gearbeitet wird und nicht nur da, wo es die Widerspruchslösung gibt. In den Niederlanden etwa dürfen auch Organe nach dem Herztod entnommen werden und die Organspende-ausweise sind überall auf der Welt einfacher als in Deutschland. Nach dem Referat gab es noch allerhand Fragen, eine sei herausgegriffen: Warum wird bei Organspendern noch narkotisiert? Doch diese immer wieder zu lesende und hörende Behauptung ist schlicht unwahr, so Dr. Kirste. Das ist eine Medien-Ente aus einem falsch verstandenen Zusammenhang.
Mit Applaus und einem Dank an den sehr kompetenten Referenten beschloss hemago das Treffen mit dem Versprechen – wir sehen uns (hoffentlich in alter Frische) in Würzburg 2016 wieder.